Wenn man Lieder wie „Born To Be Wild“ oder „Paranoid“ hört, dann kommt einem so einiges in den Sinn. Bands wie Steppenwolf und Black Sabbath etwa. Vielleicht denkt man an die 50er und 60er Jahre, oder an die damalige Jugend- und Protestkultur. Relativ abwägig scheint es hingegen, Rock'n'Roll mit dem Super Nintendo zu assoziieren, geschweige denn mit einem Fun- bzw. Battle-Racer à la Mario Kart. Könnte man meinen. Ganz und gar nicht abwägig klingt das aber, wenn es nach den Entwicklern von „Silicon & Synapse“ (heute bekannt als „Blizzard“) geht.
Deshalb brachten die Jungs im Jahre 1993 das Spiel Rock'n'Roll Racing auf den Markt. Zunächst in den USA, Anfang '94 dann auch in Japan und in Europa. Publisher war Interplay. Tja, was soll man sagen. Auf den Punkt gebracht vielleicht folgendes: Dieses Spiel rockt. Im wahrsten Wortsinne. Fun-Racer waren schon immer die perfekten Games für eine Runde zwischendurch, und auf dem SNES gehört Rock'n'Roll Racing zu den Königen seines (Sub-)Genres. Und weil das so ist, gab's 2003 ein Remake für den Gameboy Advance.
Ziel eines jeden Rennspiels ist es natürlich, die Ziellinie als erster zu überqueren. Damit dies auch gelingt, sucht man sich vorher den entsprechenden Fahrer aus. Das Spiel ist recht futuristisch ausgelegt. Man befindet sich in einer fernen Zukunft und bestreitet seine Wettkämpfe im Weltall. Somit lassen sich bei der Auswahl des Fahrers die verschiedensten Wesen anwählen, welche sich wiederum in ihren Fahrkünsten (Fahrzeugsteuerung, Beschleunigung, Höchstgeschwindigkeit und Sprungverhalten) unterscheiden. Anschließend kann man in einer Art Shop sein Vehikel erwerben. Es stehen ein paar unterschiedliche Fahrzeuge zur Verfügung. Zwei davon liegen noch im Rahmen des Startkapitals und unterscheiden sich nur rein optisch voneinander. Im weiteren Verlauf des Spieles fügen sich neue Fahrzeuge hinzu, welche sich besser steuern lassen und zudem auch noch schneller sind (vom Monster Truck bis zum Hovercraft ist eigentlich für jeden Geschmack was dabei). Außerdem lassen sich diese Vehikel gegen gewonnenes Preisgeld aufmotzen, wie man es von der TopGear-Reihe her gewohnt ist. Da ist man gleich doppelt motiviert, die Rennstrecke als Sieger zu verlassen!
Ab geht es nun - mitten hinein ins Fahrgetümmel. Auf sechs unterschiedlichen Planeten versucht man nun sein Können unter Beweis zu stellen. Um den nächsten Planeten zu erreichen, braucht man eine bestimmte Anzahl von Punkten, welche man mit jedem gefahrenen Rennen erringen kann. Wirklich versagen kann man dabei aber nicht; sollte man ein Rennen mal verlieren gibt es eben einfach keine Punkte und man muss noch ein paar Runden mehr drehen, um sich zu qualifizieren. Als Konkurrenten stehen einem dabei jedoch drei andere Fahrer im Weg, darunter der Herrscher des jeweiligen Planeten. Sehr auffällig bei den Rennen ist die Perspektive, in welcher man die Rundenhatz bestreitet. Diese ist nämlich isometrisch. Das bedeutet, man sieht die Strecke von schräg oben. Hier gibt es kein Mode 7, alles ist streng 2D, wie z.B. bei Biker Mice from Mars. Dies sorgt anfangs für kleine Probleme in punkto Steuerung. Man steuert immer aus der Sicht des Fahrers. So muss man nach rechts drücken, wenn das Gefährt nach rechts soll - obwohl es z.B. von oben nach unten fährt und optisch nach links abbiegt. Dies hat oft zur Folge, dass man Kurven zu spät sieht und in die Leitplanke kracht.
Um ein wenig Abwechslung ins Spiel zu bringen, hat man sich einige Extras einfallen lassen. So kann man z.B. sein Fahrzeug bewaffnen. Hierfür investiert man das Geld, welches man in den Rennen gewinnt, in Minen, Stoßdämpfer, bessere Motoren und Laser oder man leistet sich einfach ein neues Fahrzeug. Dadurch wird der Spaßfaktor reichlich angekurbelt. Maximal lassen sich fünf Laser zukaufen und können verballert werden, um seinen Gegner in die Luft zu jagen. Sehr positiv ist die Tatsache, dass sich der Vorrat an Minen oder Laser pro Runde wieder automatisch auflädt. Sollte man allerdings selbst getroffen werden und in die Luft fliegen, muss man sich nicht gleich neu ausrüsten, sondern wird nach einigen Sekunden wieder auf die Rennstrecke gesetzt. Zudem liegen einige Medi-Packs auf der Rennbahn, damit man seine Energie wieder aufladen kann. Daneben befinden sich noch zusätzliches Geld, Minen und Ölspuren auf der Strecke – letzteren sollte man natürlich ausweichen. Rock'n'Roll Racing legt also viel Wert auf einen rüpelhaften Fahrstil und auf Unfälle. Besonders im Multiplayer macht es unendlich Laune, seinen Kumpel mit allerlei Wummen von der Strecke zu fegen.
Grafisch ist das Spiel recht ordentlich. Man hat es hier mit einfach gestalteten Strecken zu tun; ab und an verspürt man auch kleine Ruckler. Die Sprites sind aber relativ gut gezeichnet und auch die Animationen kommen toll zur Geltung. Dennoch hätte man die Strecken vielleicht etwas abwechslungsreicher gestalten können. Mit der Zeit wird es optisch eben doch etwas langweilig, weil jeder Planet nur über ein einziges Grafikset verfügt. Immerhin sind die Hintergründe dafür sehr interessant gestaltet. 1993 konnte man grafisch mehr als zufrieden sein. Die wahre Bombe ist allerdings der Sound, denn musikalisch wird hier absolute Spitzenklasse geboten. Wie der Name des Spiels schon andeutet, "rockt" die Musik hier mehr als ordentlich. Berühmte Rock'n'Roll Titel wurden instrumentalisiert und auf dem Modul verewigt. Das allein ist schon 10 Punkte für den Sound wert. Man bedenke, dass die Entwickler hierfür teure Lizenzen erstehen mussten. Zusätzlich besitzt das Game aber auch eine Sprachausgabe. Nach jeder Runde oder nach zuviel erlittenem Schaden ertönt eine Stimme, die so markige Sprüche von sich gibt wie "Last Lap" oder "You're about to blow".